Luft, Sonne, Licht

Nach über einem halben Jahr (Kultur-) Lockdown erwarten wir alle sehnsüchtig den Sommer und die Möglichkeiten die er bringt – frischen Wind im Kulturleben, sonnige Konzerte im Freien für die ganze Familie, endlich wieder Leichtigkeit und Lebendigkeit nach einem langen Corona-Winter.
Der Stadtgarten bietet einen idealen Konzertort: Die barocken Instrumente profitieren von der Akkustik und dem Sonnenschutz des Musikpavillons, das Publikum hat Platz im Freien.

Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens – uns allen zur Zeit sehr bewusst geworden. Die Vergänglichkeit, ein zentrales Motiv im Barock, wird auch durch die Seifenblase symbolisiert – dieses zauberhaft-leichte aber kurzlebige Gebilde, das die Menschen bereits seit der Entwicklung der Seife vor 5000 Jahren fasziniert. Sie war im Barock Gegenstand der Malerei (Pierre Mignards „Mädchen mit den Seifenblasen“ ist in Versaille zu bewundern) und Forschungsobjekt der Naturwissenschaft (u. a. Leonardo da Vinci, Isaac Newton und Thomas Young beschäftigten sich mit ihren erstaunlichen physikalischen und optischen Eigenschaften). Erst im 20. Jahrhundert wurde sie zum Kinderspiel. Und durch ausgeklügelte chemische Zusammensetzungen können Seifenblasen heute erstaunliche Dimensionen und Erscheinungsformen annehmen.

Während Vergänglichkeit und göttlicher Absolutismus im Zentrum des Barock stehen ist die Leichtigkeit, die Natürlichkeit, das Menschliche ein zentrales Element der Klassik: Weg vom als „künstlich“ und kompliziert empfundenen Stil des Spätbarock hin zu einer neuen Natürlichkeit und menschlich-subjektiven Empfindsamkeit in der Frühklassik. Beide Elemente – Vergänglichkeit und natürliche Leichtigkeit – hält uns die Seifenblase vor Augen.

Unser Programm zeichnet diesen Weg nach: Die Triosonate des Opernreformers Gluck beleuchtet gesanglich und gleichzeitig dramatisch die eher dunklen menschlichen Emotionen. Die Sonate für obligates Cembalo und Flöte des jüngsten Bachsohnes Johann Christian zelebriert die luftig-kunstvolle Leichtigkeit der Flöte. In den Variationen über die Folia d’Espagna von Carl Philipp Emanuel Bach wechselt das Cembalo zwischen Virtuosität und Empfindsamkeit und geht im harmonischen Farbenspiel über das barocke Vorbild weit hinaus.
Mit der Sonate für Cembalo, Violine und Violoncello W. A. Mozart erreicht das Programm endgültig die Klassik: Mozart komponierte sie mit 8 Jahren – damals weilte er mit seinem Vater zu Studienzwecken in London und nahm Kompositionsunterricht bei Johann Christian Bach. Sie ist ein Werk von jugendlicher Frische und ungestümer Energie.

Das etwa 20 Jahre später entstandene Divertimento für Flöte, Geige und Cello von Haydn sind ein sprühendes Feuerwerk der Leichtigkeit und des Spiels mit Licht und Schatten. Zu diesem Werk laden wir den Seifenblasenkünstler Julian Bell ein, uns mit seinen kunstvollen Gebilden die Leichtigkeit und Farbenpracht die wir in der Musik hören auch optisch vor Augen zu führen.

Programm:

Christoph Willibald Gluck (1714-1787)

Triosonata in g-moll, Wq 53
Andante – Allegro – Minuetto

***

Johann Christian Bach (1735-1782)

Sonate für Cembalo und Flöte in F-Dur, W YB40
Adagio – Allegretto – Allegro Assai

***

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)

Folia d’Espagne (Cembalo solo)

***

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Sonata für Cembalo, Violine und Cello in C-Dur KV 14

***

Joseph Haydn (1732-1809)

Divertimento in D-Dur, Hob. IV:11
Allegro moderato – Adagio – Vivace