Liebe Musikfreunde,

wir möchten Sie herzlich einladen zu unserem nächsten Konzert, diesmal in Kooperation mit der Black Forest Percussion Group. Wir gestalten ein gemeinsames Konzert mit Musik von J.S. Bach und David Lang (*1957) im Wechsel.

am Freitag, den 10. Mai 2019
um 20 Uhr
in der Elisabeth-Schneider-Stiftung (Weinschlösschen, Wilhelmstr. 17a) Freiburg

Natur*Gesetz
Johann Sebastian Bach: Musikalisches Opfer
David Lang: The so-called laws of nature

Eintritt: 15 / 8 Euro
Schüler und Studenten: Eintritt frei

Ein weiteres Konzert findet am 12. Mai um 17 Uhr in der Kirche Erzingen (Klettgau) statt (Spendenkasse).

Wir freuen uns sehr über Ihr Kommen!

Beste Grüße,
Barockensemble L'Estro Armonico
 
 

Mehr zum Programm:

Natur versus Gesetz: Seit Urzeiten lebt der Mensch im Spannungsfeld zwischen dem Natürlichen und dem Menschengemachten, zwischen dem Ungeordneten und dem Gesetzmäßigen. Jede Kultur ordnet sich irgendwo zwischen diesen Polen an und bewegt sich mal mehr zum einen, mal zum anderen hin.

Werden Gesetze vom Menschen gemacht, oder bestehen sie aus der Natur selbst heraus? Wann, für wen und wie lange sind sie gültig? Was passiert, wenn wir sie übertreten?

In der Musikgeschichte gab es stets eine Vielzahl von Gesetzen: Satzregeln, musikalischen Konventionen, Hörgewohnheiten. Alle großen Komponisten fanden ihre jeweils individuelle Art, sich diese Gesetze zunutze zu machen, sie zu erweitern oder zu brechen.

Gleichzeitig spricht ihre Musik auch unsere Sinne, unsere Emotionen, unsere “Natur” an - andernfalls würden wir sie als kalt und intellektuell wahrnehmen.

Bach ist einer der großen Meister der Gesetzmäßigkeit. Im Musikalischen Opfer ist das virtuose Spiel mit dem Gesetz - in diesem Fall die Regeln des strengen Kontrapunktes - bis nahe an die Grenze des Erträglichen gesteigert. Seine Musik erreicht durch ihre pure Strenge eine ungeahnte Komplexität und Kunstfertigkeit und ist doch sinnlich erfahrbar und voll affektgeladener Lebendigkeit.

Das Werk - eher eine lose Sammlung als ein für die Aufführung bestimmter festgelegter Ablauf - basiert auf einem einzigen Thema, dem Thema Regium, das Bach von König Friedrich II von Preußen erhielt (in der damaligen Zeit eine Art Personifizierung des weltlichen Gesetzes). Die 7 Kanons sind als Rätselkanons angelegt: Es gibt keine Partitur, sondern der Spieler muss anhand von Schlüsseln und Einsatzzeichen (oder bei zweien der Kanons auch ohne diese) selbst herausfinden, wann, von welchem Ton aus und in welche Richtung die geschriebenen Noten gespielt werden sollen - ermutigt durch den handschriftliche Zusatz “Quaerendo invenietis” (Wer suchet der findet). Aus der minimalistischen Notation - etwa 2 Notenzeilen pro Kanon - werden kunstvolle Sätze von hoher musikalischer Dichte und mehreren Minuten Aufführungsdauer.

Die Instrumentation bleibt offen und bietet Spielraum für das volle Ausschöpfen der klanglichen Möglichkeiten der alten Instrumente - der Holzflöte, der mit Darmsaiten bespannten Streicher, des perkussiven Cembalos.

Die Triosonate “sopr’il sogetto reale” (über das königliche Thema) hingegen ist fest instrumentiert und trotz Auftauchen des Fugenthemas und kontrapunkischer Vielschichtigkeit ein empfindsames Werk mit viel offensichtlicherer affektiver Lebendigkeit.

Auch Lang entwickelt seine Musik aus kleinsten Keimzellen - ein Großteil seines Werkes wird unisono von 4 Spielern gespielt. In der Entwicklung der kleinen Abweichungen und der entstehenden rhythmischen Komplexität liegt die Meisterschaft - auch hier wird wieder die Spannung zwischen Gesetzmäßigkeit und Individualität spürbar. Zum klanglich-sinnlichen Erlebnis trägt die Beschränkung auf wenige (Natur)materialien bei: Holz im ersten Teil, Metall im zweiten und Keramik im dritten. Und wieder wird fündig, wer lange genug sucht: Den größten Teil des Instrumentariums und damit die klangliche Dimension des Werkes müssen sich die Spieler selbst aus Holzplanken, Stahlrohren und Tontöpfen zusammenstellen.

 

David Lang:

I went to college to study science. I was expected to become a doctor, or at the very least a medical researcher, and I spent very much of my undergraduate years studying math and chemistry and physics, hanging out with future scientists, going to their parties, sharing their apartments, eavesdropping on their conversations. I remember a particularly heated discussion about a quote from Wittgenstein: "At the basis of the whole modern view of the world lies the illusion that the so-called laws of nature are the explanation of natural phenomena. " This quote rankled all us future scientists, as it implied that science can’t explain the universe but can only offer mere descriptions of things observed. Over the years it occurred to me that this could be rephrased as a musical problem. Because music is made of proportions and numbers and formulas and patterns. I always wonder what these numbers actually mean. Do the numbers themselves generate a certain structure, creating the context and the meaning and the form, or are they just the incidental byproducts of other, deeper, more mysterious processes? My piece The So-called Laws of Nature tries to explore the "meaning" of various processes and formulas. The individual parts are virtually identical - the percussionists play identical patterns throughout, playing unison rhythms on subtly different instruments. Most of these instruments the performers are required to build themselves. Some of the patterns between the players are displaced in time. Some are on instruments which have a kind of incoherence built into their sound. Does the music come out of the patterns or in spite of them? I am not sure which, but I know that this piece is as close to becoming a scientist as I will ever get.

It has always fascinated me that bach's most brainy, most architectural, most speculative pieces have no markings to guide you in their performance. People sometimes think that this must mean that they were meant as thought exercises, or not really meant to be played in public.  I think the truth is that a piece like the 'well tempered clavier' presents a perfect world that is larger than what any one individual can see in it.  including bach himself. to mark it or over-specify it would be to preference one way of seeing it over all others, thus violating the universality of its scope.


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